Raubfische finden: Wer beim Angeln die Hotspots und Verstecke von Hecht, Zander, Barsch und Co. finden will, hat es nicht immer leicht. Gute Fangplätze findet man eben doch nicht an jeder Ecke. Doch wer die Verhaltensweisen der Raubfische versteht, findet diese nicht nur leichter, sondern vor allem schneller. Wo sich die Schuppenträger wann aufhalten, erklärt Euch Sean Perez …

Raubfische finden: So geht’s

Die Standorte der Räuber ändern sich im Laufe des Jahres gleich mehrfach. Doch richten wir uns nach den Jahreszeiten und dem Verhalten der Fische, ist das Auffinden ein Kinderspiel.

Die vier Jahreszeiten

Der Frühling (Anfang März bis Ende Mai)

Nachdem der Schnee geschmolzen ist und die Gewässer wieder eisfrei sind, kehrt allmählich wieder Leben in die Unterwasserwelt zurück. Vor allem die Flachwasserbereiche werden von den ersten Sonnenstrahlen des Jahres schnell erwärmt und der Stoffwechsel der Fische kommt langsam in Fahrt. Bei steigenden Temperaturen verlassen sie ihre Winterquartiere und suchen jetzt flache, ufernahe Bereiche auf. Hier findet im Frühling bei vielen Fischarten das Laichgeschäft statt. Oft werden die Eier an Unterwasserpflanzen, abgestorbenes Geäst und ähnlichen Strukturen abgestreift. Die milden Wassertemperaturen im Flachen unterstützen dabei die Entwicklung des Fischlaichs.

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Wer im Frühling das Nahrungsangebot nachahmt, trifft den Geschmack der Räuber

Wer jetzt schon mit der Spinnrute losziehen will, muss vorher einen Blick auf die Schonzeiten werfen. Während der Laichzeit von Zander, Hecht & Co ist die Kunstköderangelei an vielen Gewässern untersagt, die meisten Raubfische dürfen weder gefangen noch entnommen werden. Angler, die an ihren Gewässern dennoch im Frühjahr auf Raubfisch angeln dürfen, können sich auf wahre Sternstunden freuen. Wenn es nach der Laichzeit im Flachen nur so von umherschwirrenden Kleinfischen wimmelt, verfallen die Räuber oft in einen regelrechten Fressrausch. Mit der Spinnrute und kleinen Ködern ausgestattet lohnt sich jetzt der Versuch, die Räuber im ufernahen Getümmel zu überlisten.

Der Sommer (Anfang Juni bis Ende August)

Raubfische finden ist das eine – Raubfische fangen, das andere. Für uns Angler zählt der Sommer zwar zu den interessantesten, aber auch schwierigsten Jahreszeiten. Mit steigenden Wassertemperaturen erhöht sich die Aktivität der Räuber. Die frisch geschlüpfte Fischbrut stellt jetzt eine schmackhafte und vor allem leichte Beute für Barsch, Zander, Hecht & Co dar. Kleine Köder, die sowohl an Größe als auch Farbe der aktuellen Brut angepasst sind, fangen besonders gut. Ob es tendenziell ein guter oder zäher Raubfischsommer wird, hängt nicht zuletzt von den jeweiligen Temperaturen ab. Ein mildes Sommerklima begünstigt die Aktivität und das Beißverhalten der Räuber, während heiße, drückende Wetterphasen sie beißfaul und träge stimmen können. Anhaltende Hitzeperioden und steigende Wassertemperaturen stellen sogar eine Gefahr für die Schuppenträger dar. Das viele Licht begünstigt die Photosynthese im Gewässer – Algen und andere Wasserpflanzen gedeihen prächtig unter diesen Bedingungen.

Sean-Perez
Ein schöner Zander, der im Frühsommer an den Haken ging

Mit der Zeit sterben sie jedoch ab und beginnen, sich zu zersetzen. Diesen Vorgang übernehmen Bakterien, die währenddessen große Mengen an Sauerstoff benötigen (aerobe Prozesse). Sinkt dabei der Sauerstoffgehalt im Wasser auf einen Wert von beispielsweise unter 7 mg/l bei Salmoniden und circa 4 bis 5 mg/l beim Zander, geht es den Fischen sprichwörtlich an den Kragen. An heißen Tagen konzentriere ich mich deshalb auf Bereiche mit ausreichender Strömung. Wehre, Rauschen und Wassereinläufe, aber auch schattige Plätze unter Hecken und Bäumen zählen zu den im wahrsten Sinne des Wortes „coolsten“ Angelstellen des Sommers.

Der Herbst (Anfang September bis Ende November)

Der Herbst ist für mich die spannendste und interessanteste Jahreszeit überhaupt. Kaum eine andere Saison bietet so viel Fangpotenzial. Einige meiner besten Barsch- und Zanderfänge machte ich im Früh- beziehungsweise Spätherbst. Wenn die Blätter von den Bäumen fallen und die ersten Herbststürme übers Gewässer fegen, beginnt das große Fressen. Wind und Wetter sorgen für eine Durchmischung der Gewässerschichten und in den größeren Seen löst sich die Sprungschicht allmählich auf.

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Zum Jahresende hin dürfen die Gummihappen ruhig etwas größer ausfallen

In dieser Zeit werden die Herbsträuber noch mal richtig aktiv und fressen sich ordentlich Winterspeck an. Zum Jahresende hin werden die Tage immer kürzer, folglich nimmt die Wassertemperatur weiter ab. Die Fische zieht es nun in tiefere Bereiche, wo für sie die günstigsten Bedingungen zum Überwintern herrschen. Während sie sich zu den Winterstandplätzen begeben, zählen jene Bereiche zu meinen bevorzugten Angelstellen, die kanten- beziehungsweise rinnenartig vom Flachen ins Tiefe abfallen.

Raubfische finden im Winter (Anfang Dezember bis Ende Februar)

Leise rieselt der erste Schnee, die Nächte sind knackig und kalt: Das Winterangeln stellt zweifelsohne eine besondere Herausforderung für Mensch und Gerät dar. Doch  finden wir die Räuber, sorgen schicke Fänge für die nötige Wärme an kalten Tagen. Im Gegensatz zu den Sommermonaten, wo sich die Fische gefühlt überall und nirgends aufhalten, stehen sie jetzt an den tiefen, strömungsarmen Plätzen. Im Fluss zählen Löcher, Hafenbecken und Fahrrinnen, aber auch Warmwassereinläufe und tiefe, ausgespülte Buhnen zu den bevorzugten Standplätzen. In Stillgewässern verhält es sich ähnlich. Wie im Fluss folgen auch hier die Räuber ihrer Beute ins Tiefe, wo sie schließlich ihre Winterstandplätze einnehmen und bis zum nächsten Frühling ausharren.

Angeln-im-Winter
Das Winterangeln stellt zweifelsohne eine besondere Herausforderung für Mensch und Gerät dar

Während dieser Zeit fahren die Fische ihren Stoffwechsel runter, sie sind weniger aktiv und befinden sich die meiste Zeit im Energiesparmodus. Wie im Herbst setze ich ködertechnisch nach wie vor auf ordentliche Happen, um das Opportunitätsverhalten der Räuber – mit geringem Aufwand ordentlich Beute zu machen – weiterhin auszunutzen. Weil sich jetzt alles unter Wasser etwas langsamer abspielt, verzichte ich auf aktionsreiche Köder und greife stattdessen auf schlanke Modelle mit V-Schwänzen oder Pintails zurück, die mir eine an die Jahreszeit angepasste Köderpräsentation ermöglichen.

Mein Tipp

Wer vom Ufer aus angelt, muss mit dem Köder oft weit hinaus. Um an die tiefen – und im Winter oft fängigen – Stellen des Gewässers zu kommen, setze ich auf schwere Gewichte. Mit Jigköpfen zwischen 14 und 21 Gramm lassen sich Gummiköder gut auf Weite – und anschließend auf Tiefe – bringen. Zusätzlich ermöglichen die schweren Köpfe eine saubere Köderführung. Viel Spaß und vor allem Erfolg beim Raubfische finden – Petri Heil!

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